Kommentar – Sebastian Schulze zur Zukunft der CDU

05.03.2019 | Pressemitteilung

Kirchheim – Die Europawahl hat viele in der Union schockiert. Konservative und Liberale ziehen gleichsam Schlüsse aus dem Wahlausgang, verkennen aber das Entscheidende. Die Grünen waren nicht wegen ihren Position erfolgreich (Enteignungen, Fahrverbote, kein Wohnungsbau), sondern weil grün sein ein Lifestyle ist, es ist chic und liegt im Trend. Es geht dabei nicht primär um Inhalte, sondern um das Gefühl, an einer guten Sache teilzuhaben, die auf der Höhe der Zeit ist. Die CDU wirkt hingegen häufig wie von gestern.

Dies wurde vor allem im Umgang mit dem YouTuber Rezo deutlich. Inzwischen gibt es in Kirchheim mehr Internetnutzer als Teckbotenleser und Marktbesucher zusammen und dennoch hängen viele dem Gedanken nach, dass der Infostand und der Artikel im Lokalblatt entscheidend für den Wahlerfolg wären. Dabei bräuchten wir vielmehr die Meinungshoheit in den sozialen Netzwerken. Diese sind kein Ort mehr, an dem sich nur “die Jungen” austauschen, inzwischen sind 90% der Bevölkerung im Netz aktiv. Die CDU tut sich mit dem Internet jedoch schwer, weil es ein dezentrales Medium ist und keine Pressestellen kennt. In einer Partei, die es gewohnt ist, dass es eine zuständige Stelle gibt, die es schon richten wird, ist es schwer ein Bewusstsein für kollektive Verantwortung zu etablieren. Influencer wie Rezo sind nicht deswegen mächtig, weil sie ein Video drehen können, sondern weil ihre Anhänger ihre Botschaften weiterverbreiten. Der Ruf nach eigenen Influencern und die Frage, „ob denn Berlin nicht jemanden dafür anstellen könne“, zeigen, wie sehr die CDU das Internet nach wie vor nicht verstanden hat. Dabei sollten wir froh darüber sein, dass es diese politische Arena gibt. Denn bekanntermaßen hat die Union in den Redaktionen der Republik einen schweren Stand.

Einfach grüne Positionen zu kopieren wird nicht helfen. Die Grünen sind auch deshalb so erfolgreich, weil sie seit Jahrzehnten ihrem Programm treu blieben, auch wenn es mal unpopulär war. Es gilt vielmehr der Satz von Franz Josef Strauß, konservativ sein heißt an der Spitze des Fortschritts stehen. Themen wie Digitalisierung und Klimaschutz müssen wir uns erschließen und ein zeitgemäßes Auftreten etablieren. So wird es auch wieder chic CDU zu wählen.


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